William Fan und Danny Reinke waren aus HFW-Perspektive natürlich die unübersehbaren Highlights der Fashion Week Berlin. Wir stellen die Kollektionen für F/S 2018 hier nochmals ausführlich vor. Oder besser: einander gegenüber.
Fan, in Hannover aufgewachsen und zur Schule gegangen, präsentierte im Kronprinzenpalais eine Begeisterungsstürme hervorrufende Ode an die Mode als Reise in sein Kinderzimmer in Garbsen. Noch dazu am Ende mit Heinz Rudolf Kunze, quasi als Soundtrack straight outta Wedemark, unterlegt.
Danny Reinke hingegen interpetierte bei seinem Defilee im Kaufhaus Jahndorf ganz nebenbei den Hosenanzug neu. Ob in Apfelgrün oder Smaragdblau, ob knöchellang oder mit Shorts – auffallend waren bei der Show des Fahmoda-Absolventen, der sich bereits im Januar mit einer Installation seiner Kollektion „Secret Desire“ im me Collectors Room vorgestellt hatte, dazu besonders die überlangen Jacketts. Atmosphärische Abendkleider hat Reinke mit riesigen Tüllschleifen drapiert.
Seine Casual-Couture-Kollektion „A breath of nihilism“ richtet sich an moderne, urbane, junge Frauen des Expeditiven Milieus. Konzeptionell geht es in der Kollektion um die Befreiung des industriellen Perfektionismus und die Rückbesinnung auf das ungezwungene Sein, des Ertrotzen und das Streben nach Freiheit. Im Fokus stehe eine Art romantische Anarchie, erklärt der Designer.
Trachtenelemente werden dafür neu interpretiert. Die Farbpalette der Kollektion zieht sich von Weiß über Creme bis hin zu Nude. Als Key-Color dient ein knalliges Schwefelgrün. Transparente Seidenstoff und Miederkorsagen transportieren einen Kontrast zwischen Leichtigkeit und Traditionen. Perlenstickereien und Stoffmanipulationen in floraler Optik erinnern an blühende Blumenfelder.
William Fan hingegen setzte nach Chinatown und der chinesische Herkunft seiner Familie erneut die eigene Biographie ins Zentrum seiner Inspiration. Sein am Ende euphorisches Publikum nahm er auf der Terrasse und im Garten des Kronprinzenpalais mit nach Garbsen – in sein altes Kinderzimmer. Die Haltestelle der hannoverschen Linie
Fan ist 30 und war Teenager in den Nuller-Jahren. Die Streetwear aus dieser Zeit zitiert er meisterhaft und transferiert sie in seinen ganz eigenen High-Fashion-Kosmos: Kapuzenpullis und Baggyhosen, Crinkle-Stoffe, Kroko-Prägungen auf Blusen, bunte Techno-Stoffe und glänzende Metallic-Elemente.
Fan konnte mit dieser Kollektion erneut sein enormes Talent und seine herausragende Stellung innerhalb einer neuen deutschen Designergeneration unterstreichen. Sogar der Soundtrack seiner Show – von Beethovens „Für Elise“ bis zu besagtem „Dein ist mein ganzes Herz“ von Wedemark-Barde Heinz Rudolf Kunze – sorgten in Berlin und bei diversen Fashion Bloggern für Gesprächsstoff.
Der große internationale Durchbruch kann nicht mehr weit sein. Dass Fan dabei weiterhin auch seine niedersächsische Herkunft – ob in seinen Entwürfen oder gegenüber Presse und Medien – akzentuiert, ist gerade für hannoverfashionweks.com ein großes Modeglück
Bilder: Christian Pries, Mercedes-Benz Fashion